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Bruno 2017 11 04

Integration in Sachsen.

Protokoll einer Veranstaltung der SPD Zwickau

 

Termin: 3.11.2017. Veranstalter: SPD-Stadtverband Zwickau, SPD-Ortsverein Zwickau-West, Kay Leonhardt, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Zwickau-West. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Novembertage“ des „Bündnisses für Demokratie und Toleranz der Zwickauer Region“ statt.

 

Anwesend: Petra Köpping, sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration, Kay Leonhardt, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Zwickau-West und Vorstandsmitglied des SPD-Stadtverbandes Zwickau, ca. 30 weitere Teilnehmer, einer davon trug das Wort „Security“ auf seinem T-Shirt und wirkte ziemlich muskulös.

 

Petra Köpping referierte ca. 30 Minuten über Entwicklung und Stand der Integration von Flüchtlingen in Sachsen. In 2013 und 2014 gab es rund 12000 zu integrierende Flüchtlinge und eine einzige Erstaufnahmeeinrichtung. 2015 ging es um 60000 Personen, für die ca. 50 Erstaufnahmeeinrichtungen zur Verfügung gestellt wurden. Dabei kam es nicht selten vor, dass ein Bürgermeister am Abend einen Anruf erhielt, dass am nächsten Tag eine bestimmte Zahl von Flüchtlingen unterzubringen sei. 2017 wird noch mit ca. 8000 neuen Flüchtlingen in Sachsen gerechnet

 

Der Integrationsprozess beginnt in der Erstaufnahmeeinrichtung mit einem Wegweiserkurs von 30 Stunden. Hier erfahren die Flüchtlinge alles, was sie zur Orientierung im Aufnahmeland brauchen. In manchen Fällen kann es eine 1:1 Intensivbetreung für 4 Wochen geben.

 

In 2017 werden flächendeckend Sprachkurse angeboten. Inzwischen ist man so weit, dass eine Einstufung des Flüchtlings vor Beginn des Sprachkurses stattfindet, sodass nicht Analphabeten – ich meine sie sprach von ca. 20 % aller Flüchtlinge – mit schulisch mehr oder weniger stark vorgebildeten Personen im gleichen Kurs sitzen und sich gegenseitig im Lernfortschritt behindern. Eine Prüfung ist innerhalb von 9 Monaten abzulegen. Außer in Härtefällen kommt es andernfalls zu Sanktionen.

 

250 Sozialarbeiter stehen für Flüchtlinge zur Verfügung. Ganz große Bedeutung misst sie den zahlreichen Begegnungscafés bei, die weitgehend von ehrenamtlichen Mitarbeitern betreut werden und für Flüchtlinge und Einheimische zur informellen Begegnung offen sind. Diese Cafés werden in gewissem Umfang durch das Land gefördert. Weiterhin gibt es mehrere psychologische Zentren, in denen traumatisierte oder anderweitig belastete Personen fachliche Hilfe finden. Qualität und Umfang dieses Systems hält die Staatsministerin für bundesweit führend.

 

Die Dauer der Asyl-Neu-Verfahren liegt bei 2,1 Monaten, bei Alt-Verfahren kann sie noch 13 Monate erreichen wegen zahlreicher Komplikationen, insbesondere dem Identitätsnachweis. Wenn kein Ausweis vorhanden ist, erfolgt Handy-Kontrolle. Eine Verschleierung der Identität bleibt trotzdem nicht ausgeschlossen. Sehr wichtig findet Frau Köpping die Verfahrensberatung der Flüchtlinge, durch die sie frühzeitig erfahren, wie groß ihre Aussichten auf einen Schutzstatus sind. Bei Marokkanern und Tunesiern ist die Ablehnungsquote z. B. bei 99 %.

 

Die Verteilung von Flüchtlingen innerhalb der EU funktioniert kaum, innerhalb Deutschlands auf die Bundesländer im Prinzip schon. Der Flüchtling sollte sich an diese Residenzpflicht i. w. S. halten. In wieweit es eine „Flucht“ in andere Bundesländer gibt, hat Frau Köpping nicht präzisiert. Sachsen übernimmt 5 % der in Deutschland ankommenden Flüchtlinge, hat aber selbst keine Wohnsitzauflage (Residenzpflicht i. e. S.) mit der Folge, dass eine „Landflucht“ stattfindet: Ca. 60% aller Flüchtlinge befinden sich in Leipzig, Dresden und Chemnitz, was in den dortigen Kitas und Schulen unnötige Probleme verursacht. Eine Betreuung auf dem Lande könnte von daher eine höhere Qualität haben.

 

2017 hatten von den Personen mit anerkanntem Schutzstatus – ich bezeichne sie als Asylanten – ca. 1500 ein Arbeits- und ca. 1000 ein Ausbildungsverhältnis, ca. 1000 standen für eine Hochschulausbildung zur Verfügung. Die Kammern sind teilweise dazu übergegangen, Prüfungen in der Sprache des Herkunftslandes zu ermöglichen.

 

Frau Köpping bekannte sich zu dem Integrationsgrundsatz „Fördern und fordern“ mit der Begründung: „Wir sind doch kein Kindergarten.“ Eine Teilnehmerin beklagte, dass in ihrem Umfeld unter den Flüchtlingshelfern momentan ein ziemlicher Frust bestehe, weil die Integrationsbereitschaft der Flüchtlinge so gering sei. Frau Köpping verwies darauf, dass Schutz und Aufenthaltserlaubnis normalerweise auf drei Jahre begrenzt sind. Vor einer Verlängerung auf evtl. 5 Jahre muss eine Integrationsleistung nachgewiesen werden. Ein Einbürgerungsantrag kann frühestens danach gestellt werden.

 

 

 


 

Bruno 2017 08 27 

Facebook-Post

 

Heute Nacht
bin ich aufgewacht
und habe gedacht:
Stimmt das,
was Karl R. Popper hat gesacht:
Jeder Mensch ein Philosoph?

 

 

Bruno 2017 09 09 

Facebook-Post

Irrt der Philosoph?
Vor einiger Zeit hatte ich den österreichischen Philosophen Karl R. Popper mit der Behauptung „jeder Mensch ist ein Philosoph“ zitiert und der Facebook Community die Frage gestellt: Stimmt das? Einigen gefiel die Frage, aber niemand hat geantwortet. Also musste ich selbst weiter grübeln. Dabei bin ich mir selbst eingefallen als ich knapp 2 Jährchen zählte und 1945 kurz vor Kriegsende fröhlich im Hof des Gemeindeamtes spielte, in dem mein Vater ein gut nationalsozialistischer Bürgermeister war. Mein Facebook-Profilbild zeigt diesen Jungen. Er blickt zwar etwas fragend in die Landschaft, aber ein Philosoph war er wohl doch noch nicht. Wie konnte er eine Welt-Anschauung haben, wenn er noch nicht einmal wusste, was in dem eigenen Dorf, geschweige denn in der Welt vor sich ging? Allerdings war dieser kleine Junge schon Mensch, womit Poppers Satz widerlegt ist. Oder will mir da jemand widersprechen?

 

Bruno 2017 10 13

Facebook Post

Da mir in meiner Facebook-Community niemand widersprochen hat, könnte man meinen, dass sich der recht bekannte Philosoph Karl R. Popper tatsächlich geirrt hat. Mir selbst sind Zweifel gekommen, die ich jetzt nicht ausführen möchte. Was meine Person betrifft, habe ich mir allerdings, wie ich inzwischen festgestellt habe, eine "positive Zwickmühle" (1) gebaut mit dem Ergebnis, dass ich selbst in jedem Fall ein Philosoph bin: Wenn sich Popper irren würde, dann hätte ich ja einen allgemein anerkannten Philosophen widerlegt. Wer dies schafft, hat sich damit selbst als Philosoph qualifiziert. Wenn dagegen Popper Recht hätte, dann wäre ich schon als zweijähriger Steppke ein Philosoph gewesen, weil ich ja schon ein Mensch war, was hoffentlich niemand bezweifeln wird. Folglich bin ich auch jetzt noch ein Philosoph, da ich immer noch Mensch bin und geistig noch nicht total abgebaut habe.

Schluss mit den Spitzfindigkeiten, die ich bitte als kleinen Scherz zu betrachten. Die Frage, ob Kinder schon philosophieren können, hat allerdings ein beachtliches Gewicht. In Chemnitz gibt es einen Lehrstuhl für Kinderphilosophie, der mit einer koreanischen Professorin besetzt ist. In der Praxis müssen wir feststellen, dass es eine ganze Reihe diesbezügliche Versuche gibt, die schon bis in Schulen vorgedrungen sind. Ein prominentes Beispiel hat der Bestsellerautor und Philosoph Richard David Brecht geliefert, der ein Buch veröffentlicht hat, in dem er philosophische Gespräche mit seinem jugendlichen Sohn protokolliert. Wenn ich etwas mehr Zeit habe, schreibe ich vielleicht mal einen kleinen Artikel über den Popper'schen Satz, dem ich ganz und gar zustimme. Für mich persönlich gilt folgende Abwandlung des Satzes "cogito ergo sum" (ich denke also bin ich), der von dem französischen Philosophen Descartes stammt:

Ich denke, also bin ich ein Philosoph.

Mit dem gleichen Recht kann sich Thea, meine Partnerin, als Philosophin betrachten. Wir beide sind folglich ein paar Philosophen oder ein Philosophenpaar. Unzählige spontane Dialoge mit philosophisch-theologischem Inhalt hatten wir schon geführt, bevor wir auf die Idee kamen, das Ganze systematisch zu betreiben und aufzuzeichnen. Dies ist geschehen und wurde digitalisiert. Der erste der geplanten mindestens 5 Bände ist nun als Buch und eBook erschienen (siehe "Home"). Wir sind einigermaßen zufrieden damit, haben aber auch schon ein paar Schwächen in der technischen Gestaltung entdeckt, für die teilweise wir verantwortlich sind. Einiges geht auch auf das Konto des Verlags, der ansonsten aber eine hervorragende Leistung erbracht hat, für die wir uns bedanken.

 

(1)wir alle kennen die ärgerlichen Zwickmühlen beim Mühlespiel: Was immer man tut, man erleidet einen Verlust. Als positive Zwickmühle betrachte ich, wenn gilt: Was immer von zwei Möglichkeiten eintritt, ich erreiche, was ich will.